Traditionelle Produktion von Kuhglocken

Das Geheimnis der Glockenproduktion. Verfolgen Sie in der nachfolgenden Bildstrecke die Entstehung einer Schweizer Kuhglocke.
Wollen Sie mehr wissen? Dann erleben Sie Geschichte im Imagevideo. Viel Spass!

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Der Formsand – Ein Geheimnis

Alles beginnt bereits mit der sorgfältigen Auswahl der benötigten Materialien, denn nur erstklassige Komponenten können für hochwertige Kuhglocken verwendet werden. Selbst der Formsand benötigt bestimmte Eigenschaften um die hohen Temperaturen von bis zu 1’100° Celsius aushalten zu können und gleichzeitig auf der Oberfläche der fertigen Glocke ein akkurates Finish zu erzeugen. Die genaue Rezeptur des Sandes ist ein gut gehütetes Familiengeheimnis welches nur den Familienmitgliedern der Manufaktur bekannt ist und wird von Generation zu Generation weitergegeben.

Der Sand ist ein gelber Natursand, welcher zu 20-22% aus Ton besteht und mit ca. 5% Wasser versetzt wird. Der Formsand wird nach jedem Guss wieder aufbereitet um die Nachhaltigkeit der Produktion zu gewährleisten. Es wird nichts verschwendet.

Der Formsand - Ein Geheimnis

Die Königin der Metalllegierungen – Bronze

Alles steht und fällt mit der Bronzelegierung, der Königin aller Metalllegierungen für einen aussergewöhnlichen Klang. Aus diesem Grund wird in der Produktion nur Bronze aus dem Metallschmelzwerk verwendet, d.h. das Metall wurde professionell aufbereitet und recycelt. Stellen Sie sich einmal vor, wenn unaufbereiteter Schrott und Altmetall für Glocken verwendet wird. In der Regel wird aus Schrott auch Schrott produziert, wenn das Metall vorher nicht in professionell eingerichteten Betrieben aufbereitet und gereinigt wird. Mit schlechtem Material kann die Glocke ihren Klang plötzlich für immer verlieren. Schlimmer noch, es können Blei, Arsen und sonstige Giftstoffe enthalten sein, wenn der Schrott aus nicht nachvollziehbaren Quellen stammt. Nur Metall, welches bei der Produktion anfällt, wird in der Giesserei Berger erneut eingeschmolzen, d.h. wo die Herkunft des Materials zweifelsfrei nachvollzogen werden kann. Alles Andere gehört professionell aufbereitet.

Bronze - Neumetall

Eine Stahlform, Sand und ein Modell

Lassen Sie uns gemeinsam beginnen. In einer Stahlform wird die Sandform für die Glocke mit einem Glockenmodell hergestellt. Die Stahlform hält den Sand zusammen.

Sand-Stahl-Urmodell - Die Zutaten für eine Kuhglocke

Es beginnt – Die Aussenform

Als erstes wird das Modell mittig in der Stahlform platziert. Anschliessend wird der Zwischenraum zwischen Modell und Stahlform mit Sand aufgefüllt und verdichtet, es entsteht der sogenannte Mantel. Während diesem Schritt wird auch die Riemenhaltung (Der Lätsch) eingeformt und ausgerichtet.

Herstellung der Aussenform

Der Kern – Die Innenform

Als nächster Schritt wird die Form komplett umgedreht und der zweiteilige Formkasten aus Stahl wird geschlossen. Nun wird der Kern (Die Innenform) der Kuhglocke hergestellt. Hierbei wird eine Armierung eingesetzt, damit der Kern nicht zusammenfällt. Die Glocke wird beim Giessen kopfüber stehen und die Armierung stellt sicher, dass nicht alles auseinander fällt.

Das Modell ist nun komplett in der Stahlform in den Formsand eingebettet. Was jetzt noch fehlt, sind die Giesskanäle, damit die flüssige Bronze auch an ihrem Bestimmungsort ankommt.

Der Kern wird hergestellt

Die Giesskanäle

Mit viel Geschick werden die Giesskanäle blind in die Sandform gestochen. Bei diesem Schritt gibt es eine Menge zu beachten: Zu wenige Kanäle füllen die Gussform nicht gleichmässig mit dem flüssigen Metall, die Entlüftungskanäle müssen genau erstellt werden, ansonsten kann die Luft nicht entweichen und es entstehen Löcher, die Kanäle dürfen nicht zu tief oder zu hoch angesetzt werden, etc., etc., etc.

Stechen der Giesskanäle

Entfernen des Glockenmodelles

Das Glockenmodell ist immer noch im Sand eingeschlossen. Also wird nun die zweiteilige Form wieder geöffnet, um das Modell zu entnehmen. Sobald das Modell entfernt ist, ist die Sandform bereit, um beschriftet und verziert zu werden.

Die Form wird wieder geöffnet

Beschriften und Verzieren – Eine Kunst für sich

Die Beschriftung und Verzierung der Kuhglocke wird zu 100% von Hand hergestellt. Stellen Sie sich vor, es sind über 2’500 Zeichen und Buchstaben vorhanden, diese sind zum Teil über 200 Jahre alt und werden jeden Tag verwendet. Jedes Zeichen und jeder Buchstaben werden einzeln in die Glockenform eingebracht. Somit ist jede einzelne Glocke, egal ob die Nr. 5 oder die Nr. 36, ein einzigartiges Unikat, speziell für Sie hergestellt.

Für die verschiedensten Anlässe sind entsprechende Verzierungen vorhanden: Für Hochzeiten, Schwingfeste, Feuerwehr, Sportfeste, etc. Und sollte doch einmal etwas fehlen, können diese entsprechend gefertigt werden. Auch Logos, Wappen oder spezielle Schriften können auf Wunsch für Sie hergestellt werden. Sie sehen: (Fast) kein Wunsch bleibt offen.

Das Verzieren der Glockenform

Formsand festigen

Nach der Dekoration wird die Form mittels einer Schlichte gefestigt damit die Glockenform erhalten bleibt und der Sand nicht in sich zusammenfällt. In der Ruhe liegt die Kraft. Die Form muss jetzt ruhen, damit das vorhandene Wasser der Schlichte verdunsten kann. Andernfalls entsteht beim Guss ein hochexplosives Gas, was doch eher ungesund ist und verheerende Schäden an Mensch und Material anrichten kann.

Die Form muss ruhen und trocknen

Die Hochzeit

Als Hochzeit bezeichnet der Giesser die endgültige Verbindung der Glockenform. Die Form wird nach dem Schliessen mit Klammern geschlossen, um den enormen Giesskräften entgegen zu wirken. Jetzt wird die fertige Glockenform zur Giessbahn befördert und für das Giessen vorbereitet.

Die Hochzeit der Sandform

Die Giessstrasse

Nun sind die Glocken fertig und bereit zum Giessen. Resp. in der Form befindet sich derzeit an Stelle der Glocke Luft, d.h. «Nichts».

Die Giessstrasse wird vorbereitet

Das Giessen der Kuhglocke

Endlich ist es soweit: Mit «Glück auf!», dem traditionellen Giessergruss startet der heisse Teil der Glockenproduktion.

Der Guss mit 1’100° heisser Bronze ist jeden Tag das Highlight, auch nach vielen Jahren in der Giesserei: Feuer, flüssiges Metall, Erde (Sand), Stahl. Die Spannung steigt: Ist das Metall korrekt legiert? Stimmt die Farbe der geschmolzenen Bronze? Stimmt die Temperatur? Letzte Korrekturen und dann gilt es ernst: Aus Luft wird etwas Neues erschaffen, Ihre ganz eigene Kuhglocke, ein Stück Schweizer Handwerkskunst aus dem Emmental.

Glück auf - Das Giessen der Kuhglocken

Ein Guss einer Kuhglocke

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So sieht es während des Gusses im inneren der Sandform aus.

Die Formen müssen erneut ruhen

Nach dem Guss müssen die Formen erst auskühlen. Dies geschieht über Nacht, damit die Glocken am nächsten Tag gleich verarbeitet werden können. Noch ist nicht klar, ob wirklich alle Kuhglocken gelungen sind. Denn auch nach fast 290 Jahren Erfahrung kann immer etwas schief gehen. Giessen ist nach wie vor eine Handwerkskunst für sich, trotz aller technischer Fortschritte.

Auspacken der Glocken – Die Geburt

Jetzt wird es spannend: Die Geburt der Glocke. War der ganze Aufwand am Vortag für die Katz? Oder ist der Guss gelungen? Die gegossenen Glocken werden beim Auspacken grob vom Sand befreit und einer ersten Kontrolle unterzogen. Die Gusskanäle und Luftpfeifen werden abgeschlagen und am gleichen Tag wieder eingeschmolzen.

Die Geburt einer neuen Kuhglocke

Kuhglocken im Rohzustand

Jetzt ist der Sand entfernt. Sind die Glocken allesamt in Ordnung? Keine Löcher? Sind die Schriften gut lesbar? Sind Schreibfehler vorhanden? Nach der ersten Sichtkontrolle erfolgt bereits die erste Qualitätskontrolle. Eine von vielen.

Die Glocken im Rohzustand

Reinigen der Bronze Glocken – Sandstrahlen

Ab in die Sandstrahlkabine! Nun werden die Glocken vom Sand befreit und erhalten Ihre schöne Oberfläche. Die Zusammensetzung des Strahlmittels erfolgt auf Grund jahrelanger Erfahrung. Auch hier gilt: Ein Geheimnis der Giesserei.

Sandstrahlen der Kuhglocken

Die Streifen – Der Drehbank

Als erstes werden die Schriften und die Wappen oder Logos geschliffen, damit diese ihren Glanz erhalten. Mit viel Geschick und Erfahrung werden danach die charakteristischen Streifen auf den Glocken hergestellt. Kein CNC, kein Computer, alles in Handarbeit. Der «Dreher» dreht die entsprechenden Stellen mit seiner Erfahrung ab. Er sieht bereits vor dem Beginn des Arbeitsschrittes die fertige Glocke vor sich. Ein schwieriger Schritt, wofür es speziell talentierte Menschen gibt.

Drehen der goldenen Streifen

Endkontrolle

Die Riemenschlaufe, Bügel, Lätsch oder auch Henkel genannt wird mit einer Schutzfarbe gestrichen und der Kallen, Haller oder Klöppel wird eingesetzt. Der grosse Moment: Zum ersten Mal im Leben einer fertigen Kuhglocke erklingt der Ton. Der Klang einer Glocke bedeutet: Schutz und Glück. Alle, die den Klang einer Glocke hören, haben Glück. Was für ein schönes Geschenk!

Die Endkontrolle der Berger Kuhglocken

Der Glockenriemen

Hand aufs Herz: Ohne einen passenden Glockenriemen ist es nur eine halbe Kuhglocke. Egal ob ein gestickter, geschnitzter oder ein schlichter schwarzer Riemen, Sie erhalten aus der hauseigenen Sattlerei alles, was das Herz begehrt. Glocken mit aufwändig gestickten Glockenriemen, liebevoll von Hand geschnitzte Glockengurte oder schlichte Glockenbänder, für Ihren Geschmack ist etwas dabei. Selbstverständlich erhalten Sie auch Ihren ganz persönlichen Riemen. Gravuren oder Schriften gestickt und geschnitzt sind ebenfalls möglich. Der Fantasie sind (fast) keine Grenzen gesetzt.

Anbinden eines Glockenriemens

Die Vollendung

Der Riemen wird von Hand an die Glocke oder Treichel angebunden und in die Glockenschlaufe oder auch Schnalle genannt eingefädelt. Jetzt ist die Glocke komplett und kann an ihrem angestammten Platz aufgehängt werden. Viel Spass an diesem Stück traditioneller Handwerkskunst.

Anbinden eines Glockenriemens